In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Künstliche Intelligenz dringt langsam und unmerklich in den Alltag vor. Bekannt sind diese Anwendungen vor allem in Form von spaßigen Applikationen zur Erstellung von Bildern, Videos oder Texten. Allerdings erreicht die KI mittlerweile eine technische Stufe, die die Unterscheidung von Realität abbildenden Darstellungen schwierig macht. Viele Personen stehen dieser Entwicklung entweder neutral, desinteressiert oder überfordert gegenüber.
Gerade im Hinblick auf die alternde Gesellschaft in Deutschland kann dies zu weitreichenden Konsequenzen führen. Die digitalen Kompetenzen älterer Personen klaffen teilweise auseinander. Ein Anteil dieser Gruppe fällt in seinen Möglichkeiten, am digitalen Leben teilzunehmen, immer stärker zurück. Mangelnde Kenntnisse in der Welt des Internets können nicht nur zu steigender Isolation, sondern auch zu Anfälligkeit für gefälschte Inhalte in dieser führen.
Viele radikale Akteure versuchen über das Internet auf Jagd nach Anhängern zu gehen sowie die Verbreitungswege ihrer Desinformation auszuweiten. Dabei machen sie sich auch die sozialen Netzwerke zunutze, um ihre Falschinformationen kostengünstig und schnell unter die Menschen zu bringen.
Kollidieren die drei hier aufgezählten Komplexe „künstliche Intelligenz“, „mangelnde Technikkompetenz älterer Menschen“ und „Verbreitung von Desinformation im Internet“, entsteht ein gefährliches Gemisch. Folgen könnte eine Manipulation bedeutender Bevölkerungsteile mit sich anschließender, noch stärkerer gesellschaftlicher Spaltung mit all den schädlichen Auswirkungen für die Gesellschaft. Hier bahnt sich etwas an.
Zweck dieser Thesis ist die Erforschung und die Umsetzung eines Lösungsansatzes, der älteren Personen die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz aufzeigt und vor deren manipulativen Risiken warnt. Erst soll mittels einer Literaturrecherche eine Grundlage erarbeitet werden, auf deren Erkenntnissen ein Prototyp entstehen soll. Um das Konzept zu bewerten, soll sich eine Evaluation mit Testpersonen anschließen.
Zur geordneten Durchführung dieser Thesis wurde entschieden, sich am Prozess des User-Centered Design zu orientieren. Auf Deutsch steht „menschzentrierte Gestaltung“ für das Bestreben, die potenziellen NutzerInnen von künftigen Produkten und deren Umwelt kennenzulernen, um das Nutzungserlebnis beim Produkt zu maximieren. Die künftigen Nutzer sollen dabei am gesamten Designprozess beteiligt werden, um das Produkt möglichst passend auf diese zuzuschneiden (vgl. Weichert et al., 2018, S. 25 f.).
Der Prozess durchläuft grob folgende Schritte:
Verstehen:
Explorieren:
Entwerfen:
Testen:
Relevant ist die Tatsache, dass in diesem Ablauf immer wieder einen oder mehrere Schritte zurückgegangen werden kann, sofern ein Ergebnis nicht zur Zufriedenheit ausfällt. Manche Schritte werden bis zu einem passenden Resultat mehrfach bewältigt (vgl. Weichert et al., 2018, S. 25 f.).
Hardwareseitig kamen ein Laptop, eine USB-Kamera, zwei Bildschirme, eine Tastatur, zahlreiche Kabel, Bildschirmständer und viel Wabenplatten zum Einsatz. Der Prototyp wurde in den Programmiersprachen Python, HTML, CSS und JavaScript geschrieben. Über die Kamera wurden mit Begriffe bedruckte Platten ausgelesen und durch Python analysiert. Die erkannten Begriffe wurden an eine Text- und Bildgenerierungs-KI von Chat-GPT gesendet. Das Ergebnis war ein fiktiver Artikel, erstellt aus den ausgelegten Begriffen. Der aus Titel, Teasertext und Bild bestehende Artikel konnte daraufhin zwischen echte, menschengemachte Nachrichtenartikel bekannter Nachrichtenseiten gemischt werden.
Mit diesem Prototyp wurde ein Nutzertest mit zufällig ausgewählten Testpersonen mit einer großen Altersspanne durchgeführt und die Ergebnisse in der Masterthesis verarbeitet.
Die Testungen wurden im schauwerk. abgehalten, einer Coworking-, Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche der Hochschule Magdeburg-Stendal in Kooperation mit der Stadt Magdeburg. Durch die günstige Lage in der Magdeburger Fussgängerzone wurden zahlreiche Personen jeglicher Demografie erwartet.
Bei den Testungen konnten insgesamt 21 Personen von der Straße rekrutiert werden. Ein Durchgang bestand aus einer kurzen thematischen Einführung, gefolgt durch das selbstständige Erkunden des Exponats durch die Testpersonen. Als Dritter Schritt wurden die Testpersonen dann gebeten, einen Fragenbogen, bestehend aus quantitativen und qualitativen Fragen, auszufüllen. Im quantitativen Teil wurde auf den bewährten UEQ-S-Test zurückgegriffen. Der qualitative Teil fragte die individuellen Erfahrungen und Meinungen zum Exponat ab.
Eine positivere Endaussage sowie eine Einbettung in einen größeren erzählerischen Kontext (z.B. eine Ausstellung) würden dem Konzept eine optimistischere Ausstrahlung geben.
Dem Exponat wurde die Ehre zuteil, vom 13. bis 15. Juni 2025 auf dem „Felicia Festival der Künstlichen Intelligenz und Akustik“ ausgestellt zu werden. Hier konnten noch mehr BesucherInnen ihre erste eigene Falschnachricht verbreiten. Das Exponat erfreute sich großem Interesse und wurde ausgiebig ausprobiert und genutzt. Auch konnten im Publikumsbetrieb kleinere Funktionsstörungen lokalisiert und beseitigt werden.
Ein Team des Mitteldeutschen Rundfunks war vor Ort und widmete „Come to the Dark Side“ in einem Fernsehbeitrag eine Minute Sendezeit.
(MDR-Beitrag hier: https://www.mdr.de/video/mdr-videos/c/video-932094.html ))