In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Der Boden fängt an zu vibrieren. Silhouetten von anderen Menschen im dichten Nebel tauchen auf. Der beißende Nebel steigt dir in die Nase hoch. Man kann nichts mehr sehen. Du versuchst irgendwie einen Ausweg zu finden und tastest dich an den Wänden entlang. Der Fluchtinstinkt setzt ein, aber es gibt kein Entkommen.
Wir schreiben den 16. Januar 1945, ein Luftangriff der Alliierten auf Magdeburg. 5.000 schwere Bombenflugzeuge der britischen Royal Air Force (RAF) und der amerikanischen United States Army Air Forces (USAAF), warfen 12.500 Tonnen Bomben auf die Stadt. Industrieanlagen, Wohnviertel und Kulturbauten wurden massiv getroffen. Heute ist in Magdeburg von den Spuren des Krieges kaum bis gar nichts mehr zu sehen. Doch in den Köpfen der Überlebenden, werden sie immer ein Teil bleiben.
Mehr Geschichte geht nicht? – Wenn es um den 2. Weltkrieg geht, hat man automatisch den trockenen und eintönigen langen Weg vor sich. Ob Besuche in KZ-Gedenkstätte, Vorträge von Zeitzeugen oder Referate von Mitschülern – nicht jeder empfindet den Krieg als fesselnd. Aber was wenn du einen Raum betrittst, wo du die dunklen Ereignisse des 16. Januar 1945 am eigenen Leib erleben kannst?
Eine Spannbreite von Emotionen und Reinheit soll dazu führen, die eigene Fantasie anzutreiben. Der Krieg ist so wie eine Art Gefängnis, aus dem man nicht ausbrechen kann. Explodierende Bomben, schreiende Menschen, Soldaten und die in Trümmern liegenden Gebäude kesseln dich ein. W2W ist ein 4D -Konzept, welches dieses Gefängnis repräsentiert. Doch an allen Seiten besteht er aus durchsichtigen Wänden, wie ein Glaskasten, aus dem man die Außenwelt immer noch betrachten kann.
Ein Treffen im Seniorenheim: ein alter, freundlich-erscheinender Mann mit nur noch wenigen, dünnen, grauen Haaren an den Schläfen, wartete sitzend auf einem Stuhl im Aufenthaltsraum. Mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht, war er bereit das Gespräch zu führen.
Welche Waffe, im wahrsten Sinne des Wortes, nimmt einem die Luft zum Atmen? Die Phosphorbombe ist mit ihrem zylindrischen Körper, halbkugelförmiger, konischer Nase und vier abgewinkelten Flossen am Schwanzende, die gefährlichste Waffe der Weltgeschichte. Phosphor, ein chemisches Element, gekennzeichnet mit dem Symbol P und Nummer 15 im Periodensystem, ist ein vielfältig-einsetzbarer Stoff, der in verschiedenen Formen und Farben existiert. Zum einen ist er ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Körpers für den Zusammenhalt unserer DNA in Kombination mit Sauerstoff. Doch reiner Phosphor mit unterschiedlicher Anordnung der einzelnen Atome, kann zu einer Waffe werden.
Wie kann man nun solche Emotionen, wie es das ergreifende Interview zeigte, auf ein Produkt übertragen und positive Reaktionen hervorrufen? Um ein negativ-behaftetes Ereignis so zu gestalten, welches die Neugierde weckt, kann nur auf einer Ebene geschehen, der Wahrnehmungsebene. Die Besucher müssen mit all ihren Sinnen, genau das spüren, was die Menschen wie Siegfried H. damals durchlebt haben. Das Gehirn ruft sofort Emotionen ab, verknüpft es mit bereits gemachten Erfahrungen und Erinnerungen. Es sortiert zwischen negativen und positiven Gefühlen. Etwas ist abstoßend oder attraktiv, man baut eine Verbindung zu dem Geschehen oder dem Objekt auf.
Von der Beschreibung meines Protagonisten nach, sahen die Menschen, beim Gegendrücken an der Wand, sehr verstörend aus. Durch Nebel und Licht kann man einen Weg finden, die Silhouetten effektiv abstrakt zu verkörpern. Durch Methoden wie Farb- und Wassermischung und Kohlenstaub, sind gespenstische Figuren entstanden, die man letztendlich durch Fotografie in menschlicher Größe realisiert hat.
Der Raum ist leer, du gehst hinein und schaust dich um, es ist nichts zu erkennen. Denn die Silhouetten tauchen erst passend zum Sound der Phosphorexplosionen auf. Doch wie funktioniert das? Durch Papier, was nicht leuchtet und bedruckter Stoff mit fluoreszierender Farbe entsteht der erwünschte Effekt. Wenn die Bomben platzen, taucht das flackernde UV Licht auf und die Silhouetten fangen an zu leuchten. Sämtliche Versuchsreihen führten zu dem Ergebnis, dass das sogenannte „Butterbrotpapier“ durch ein Farb-Wasser-Gemisch unter UV-Licht nicht leuchtet. Denn normales Papier enthält oft optische Aufheller. Dieser absorbiert das Fluoereszenzlicht und reflektiert dieses in den langwelligen, sichtbaren Bereich.
Betrachtet man dieses Szenario von außen, sind nur die Silhouetten der gefangenen Menschen zu erkennen. Sie leuchten in allen erdenklichen Farben, die Phosphorbomben auslösen können. Das „Reflexive Design“ ist die hier wohl wichtigste Ebene überhaupt, denn der Raum muss auch noch nach seiner Verwendung in den Köpfen der Besucher hängenbleiben.
Re:living – die Stadt neu aufwerten, das war die Aufgabe. Doch ich möchte nicht etwas neu aufwerten, sondern die Vergangenheit und die Stadt und deren Gesellschaft wiederbeleben. Eine aufregende Geschichte „erzählen“, durch ein interaktives Game, durch den Sound ,,Hear The Fear„ und durch „Walking 2hrough War“. Der Tag soll in Erinnerung bleiben, wie stark die Gesellschaft gemeinsam sein kann und aus Leid, Freude machen. Kann also der 16. Januar durch dieses Konzept, für unseren Tag der Stärke stehen und die Kluft zwischen Jung und Alt neu gestalten?