In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Des Klimas neue Kleider - Neue Werte für unseren Stoff
The Beauty of Data in Space | Hauptprojekt Master Interaktion Design
StudentIn: Sophia Neulinger | Betreut durch: Prof.Dominik Schuhmacher & Prof.Dr.-Ing. Michael Herzog
Abstract | Des Klimas neue Kleider-Neue Werte für unseren Stoff:
Einführung und Recherche: Das Hauptprojekt Data in Space aus dem Master Interaction Design widmete seinen Themenbereich der Nachhaltigkeit und den zugehörigen Daten, welche im Zusammenhang mit unserer Umwelt und dem fortschreitenden Klimawandel verstanden werden müssen. So konnten Projekte und Konzept entstehen, welche den BetrachterInnen innerhalb einer Ausstellung viele unterschiedliche Zusammenhänge und Datenlagen im Bezug auf den Klimawandel, nähergebracht werden konnten. Das Folgende Projekt dreht sich rund um die Thematik zu Kleidung, welche Auswirkungen sie auf den Klimawandel hat und beinhaltet unterschiedliche Lösungsansätze, wie wir dem Klimawandel entgegenwirken können. Kleidung und unser dazugehöriger Konsum ist umweltschädlich und das etablierte Fast-Fashion-System lässt Umwelt und Menschen leiden. Auch die verarbeitete Qualität unserer Kleidung sinkt durch eine überdrehte und profitorientierte Industrie. Als Konsequenz ist zu verzeichnen, dass die KonsumentInnen ihre Kleidung immer weniger wertschätzen und diese immer kürzer tragen, überwiegend einerseits, weil die Qualität zu schnell nachlässt und andererseits, weil die KonsumentInnen zu schnell den Gefallen an ihrer Kleidung verlieren. Eine an Nachhaltigkeit, Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch orientierte, umfassende Recherche wurde dokumentiert. Vertrauenswürdige Zahlen und Durchschnittswerte wurden herausgefiltert und in einer tabellarischen Aufführung zusammengeführt. Dieser Vergleich von Eckpunkten zu standardisierten Qualitäten, wie Wasserverbrauch, CO2-Ausstoß, Einsatz von Chemikalien, Abrieb von Mikroplastik etc. durch die Herstellung und den Umgang mit unserer Kleidung zeigt: die gängigen Materialien, Herstellungsweisen und Verbrauchergewohnheiten sind alle mit Vor-und Nachteilen für unsere Umwelt behaftet, wodurch für die Umwelt kein nennenswerter Unterschied erzielt werden kann, wenn man auf die eine oder die andere Qualität verzichtet. Wenn biologisch erzeugte Stoffe bevorzugt konsumiert werden, sind diese in ihrer Mensch- und Umweltbelastung und in ihrem Verbrauch an Chemikalien etc., schon einmal besser zu bewerten, jedoch bleiben auch biologische Standardmaterialien Ressourcenintensiv, müssen veredelt werden uvm. Das eigentliche Problem liegt eher in unserem übertriebenen und verklärten Konsum- und Trageverhalten - unser Konsum von Kleidung steht einfach nicht im Verhältnis zu unseren Klimazielen [vgl. ergänzend zum Projekt die erklärende Datenvisualisierung: „Heute trage ich Daten“].
Konzept: Wenn wir messbar etwas ändern wollen, müssen wir neben neuen umweltfreundlichen Produktionskreisläufen, eine höherer Tragedauer und ein reduziertes und hochwertigeres Konsumverhalten erzielen. Somit ist eine Etablierung von neuen Materialien und neuen Ästhetiken von „Gut angezogen sein“ notwendig. Hilfreich wäre hierfür ein komplett neues System mit neuen Materialien und NEUEN WERTEN für unsere Kleidung. Damit WIR uns in UNSEREN Kleidern so lange wie möglich gut angezogen fühlen. Somit sind umweltfreundliche Kleidungsstücke zu erstellen, welche wir möglichst lange tragen WOLLEN! Anders formuliert, wäre für die VerbraucherInnen eigentlich von Vorteil, Kleidung zu erschaffen, welche sich ausschließlich nur noch zu unseren LIEBLINGSSTÜCKEN ENTWICKELN wird. Im Rahmen des Hauptprojekts tangible Data, M.A. Interaction Design, und der vorausgesetzten Thematik der Nachhaltigkeit, entwickelte sich eine experimentelle und forschende Form der Projektausarbeitung. Die Zusammengetragenen Daten zeigen auf, welche Materialien wie viele Ressourcen benötigen und welche speziellen Umweltverschmutzungen erzeugt werden. Um aus diesen weniger zielführenden Produktionszyklen entkommen zu können, wurden unterschiedliche Versuchsreihen unternommen, welche mit den herkömmlichen Herstellungsverfahren, Materialien und Ästhetiken von Kleidung brechen. Die verfolgten Versuchsreihen unterliegen dem konzeptuellen Ziel, nachhaltige Ästhetiken zu entwickeln, durch reifende und bildende Prozesse von textilen und organischen Materialien. Diese fordern somit unweigerlich Zeit, um zu wachsen, zu reifen und sich zu verändern, um individueller oder gar zu unseren Lieblingsteilen heranzuwachsen. Ein experimenteller Versuch die Tragedauer und damit die Beständigkeit, durch prozessartige Unbeständigkeit zu erhöhen.
Entwurf: Die Experimente wurden initiiert mit der Versuchsreihe, Kleidung über die Zeit mit Moos zu begrünen. Der grundlegende Vorteil für die VerbraucherInnen läge hier in der Option, dass Kleidungsstück so lange zu tragen, bis sich interessante Veränderungen und neue Oberflächenstrukturen ergeben. Diese würden das Kleidungsstück über den Gebrauch verändern und bestenfalls so interessant werden lassen, damit man das Kleidungsstück sehr lange trägt und trägt, weil man so viel Gefallen daran finden kann, wie bei einem echten Lieblingsstück. Ebenso wurden Exkursionen zu Versuchen unternommen, textile Flächen durch Algen zu ersetzen. Letztlich wurde auf Ebene der Organismen die Versuchsreihe zum Kombucha Pilz weiterverfolgt, da dieser ein vielversprechendes Wachstum aufzeiget und eine echte, umweltfreundliche Alternative zu Leder darstellt. Die händische Versuchsreihe zum Weben, diente dazu herauszufinden, wie veränderlichen Flächen durch reine Technik erzielt werden können, damit auch hier über die Zeit ein Effekt in Gang gesetzt wird, welcher die Oberflächenstruktur des Kleidungsstück über den Gebrauch immer wieder verändert und dadurch interessanter werden lässt. Die Experimente sind abgerundet durch eine Datenskulptur in Form eines mit Daten angereicherten Kostüms, welches das Missverhältnis von Konsum und Tragedauer zeigt.
Ausblick: Im Rahmen der Ausstellung wurde eine kleine Umfrage ergänzt, welche die Meinungen zur generellen aktuellen Güterbezogenheit und spezifische Meinungen zu den Lösungsansätzen einfangen konnte. So lässt sich festhalten, dass die Mehrheit einer umweltfreundlichen Ästhetik gegenüber offen ist und sich ebenso für veränderliche Prozesse ihrer Kleidung über die Zeit begeistern könnten.
Datenskulptur in Form eines Datenkleids, Titel: „Heute trage ich Daten“.
Steht im Zentrum der Experimente, um den BetrachterInnen ein Gefühl für das Ausmaß unserer Konsums in Gegenüberstellung zu unserer aktuellen Wertschätzung zu Kleidung geben zu können. Die häufig sehr geringe Wertschätzung äußert sich in der immer kürzeren Tragedauer von Kleidung.
Die ausgearbeitete Experimentreihe zum Kombucha Pilz, welcher in 3D-gedruckte Förmchen gezüchtet wird, welche direkt in einer üblichen Schnittform, bspw. eine T-Shirts oder einer Hose angelegt wurden. So könnten die Schnittteile gleich zum nähen verwendet werden und man könnte mit der richtigen Behandlung des Kombucha Pilz., eine echte umweltfreundliche Alternative zu Leder schaffen.
In der händischen Versuchsreihe mit Weben, wurde versucht mit reiner Technik eine Oberfläche zu gestalten, welche sich über den Gebrauch und die Zeit stark verändert. Zum einen wurden nur nachhaltige Materialien und Reste verwendet, um eine nachhaltige Ästhetik zu provozieren. Zum anderen wurden die verschiedenen Materialien bewusst provokant partiell und verschieden angelegt, dass bspw. innerhalb des Wachvorgangs sichtbare Reaktionen und Veränderungen der Oberfläche entstehen können.
MiroBorad zum Projekt für die dokumentierte Recherche und Referenzen:
Des Klimas neue Kleider - Neue Werte für unseren Stoff
The Beauty of Data in Space | Hauptprojekt Master Interaktion Design
Wintersemster 2021/22 | Abgabe zum 31.03.22
Betreut durch: Prof. Dominik Schumacher & Prof. Dr.-Ing. Michael Herzog
StudentIn: Sophia Neulinger | Master Interaction Design
Hochschule Magdeburg-Stendal