In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Ein Experiment mit dem Bildnachzeichner von Adobe Illustrator, umgesetzt im Siebdruckverfahren.
Den Ursprung des Experiments bilden drei Fotos, auf denen unterschiedliche Abschnitte und Bereiche von Fahrrädern zu sehen sind. Die Darstellungen unterscheiden sich dabei in der Intention, mit der sie erstellt wurden und damit auch in ihrem Aussehen. Es handelt sich um einen zufälligen Schnappschuss in der Bewegung, eine Zustandsaufnahme und ein Perspektivenspiel.
Foto 1: Bewegungsaufnahme eines Hinterrads
Foto 2: Zustandsaufnahme einer Kassette
Foto 3: Perspektivenspiel mit Schatten und Asphalt
Das Nachzeichnen-Tool von Adobe Illustrator wandelt ein pixelbasiertes Bild in eine Vektorgrafik um. Die Art der entstandenen Grafik lässt sich dabei durch verschiedene Voreinstellungen beeinflussen. So können zum Beispiel Darstellungen mit einer hoher Ähnlichkeit zum Ursprung, einer festgelegten Anzahl von Farben oder eine umrisshafte Liniengrafik entstehen.
Diese Ergebnisse lassen sich im Falle der Linien- und Schwarzweißgrafiken durch das Verändern des Schwellenwertes (von 1 bis 255) beeinflussen. Unterschiedliche Bereiche des ursprünglichen Fotos werden in die entstandene Vektorgrafik übernommen oder bleiben verborgen. So werden unterschiedlichste Motive erzeugt, welche trotzdem noch das gleiche Foto zur Grundlage haben.
Foto 1: Schwarzweiß- und Liniengrafik
Foto 2: Schwarzweiß- und Liniengrafik
Foto 3: Linien- und Schwarzweißgrafik
Durch das Aneinanderschneiden der unterschiedlichen Ergebnisse nach aufsteigenden Schwellenwerten ergeben sich die nachfolgenden Animationen. Ein Frame entspricht dabei einem konkreten Schwellenwert; bei 255 unterschiedlichen Werten bestehen die Animationen aus 255 Frames.
Frames der verschiedenen Animationen:
Zur weiteren Bearbeitung und Umsetzung im Siebdruckverfahren wurde eine Auswahl an Motiven getroffen, welche durch verschiedene Einstellungen mit dem Bildnachzeichner entstanden sind.
Durch Überlagern und Übereinanderlegen dieser Motive entstanden weiterführend digitale Grafiken, welche in ähnlicher Form im Siebdruckverfahren umgesetzt werden sollten.
Dabei sollte auf unterschiedliche Untergründe gedruckt werden: zum einen auf Papier, um eine klassische Plakat- Grafik zu erhalten, zum anderen auf Acrylglas, um diese Scheiben in einem Rahmen hintereinander anzuordnen und so ein Wandobjekt zu erzeugen.
digitale Grafiken:
Skizzen zur Konstruktion der Rahmen für die Acrylglasplatten:
Um die Acrylglasplatten übereinander angeordnet an die Wand zu bringen, sollte ein Aufhängungskonzept entstehen. Die nachfolgenden Skizzen beinhalten dabei auch Ideen, bei denen die Platten jederzeit ausgetauscht werden können, um wechselnde Motive, wie beispielsweise bei einem Kalender, entstehen zu lassen.
Bei der finalen Umsetzung wurde sich allerdings für einen einfachen Rahmen ohne Wechselmöglichkeit entschieden (Siehe Skizze 4 auf dem Skizzenblatt). Erfahrungsgemäß verstetigen sich Wandobjekte mit Gestaltungsabsicht, sobald sie an der Wand sind, sodass die Option eines Motivwechsels nachhaltig nicht notwendig wird. Zudem konnte so die Umsetzung in der Werkstatt einfacher gehalten werden.
Belichtungsfilme:
Die Motive aus dem Bildnachzeichner, die bereits weiter oben erwähnt und abgebildet sind, wurden mit intensivem Schwarzwert auf Belichtungsfilme gedruckt. Nachfolgend konnten die Siebe für den Druck mit den Motiven belichtet werden.
Probedrucke:
Um mit der Technik des Siebdrucks „warm zu werden“, wurden zuerst in mehreren Durchläufen Testdrucke angefertigt. So konnte mit der Viskosität der Farbe, der Beschaffenheit verschiedener Papiere und der Rakeltechnik experimentiert werden, um optimal auf die finale Umsetzung vorbereitet zu sein. Die verwendeten Farben stammen dabei aus dem Bestand des Siebdruckateliers.
Umsetzung und Widrigkeiten:
Um die Motive passend übereinander zu legen, wurde das zu druckende Motiv zunächst auf eine opake Folie gedruckt, welche mit Klebeband am Rand der Platte der Siebdruckmaschine befestigt war. Mit der so umklappbaren Schablone konnten die Druckgründe nun anhand dieser ausgerichtet werden. Zum Drucken wurde die Folie wieder zurückgeklappt. Da es sich bei der Farbe um wasserlösliche Farbe handelt, konnte die Folie mit jedem neuen Motiv abgewischt und neu bedruckt werden.
Am Tag des Druckens war es ziemlich warm, weshalb die Farbe, einmal auf die Siebe aufgetragen, schnell eintrocknete. Das führte zu den unterschiedlichen Druckqualitäten, die in den Ergebnissen sichtbar sind.
Anmischen eigener Farbtöne:
Um die entstehenden Motive individueller zu gestalten, wurden aus den Grundfarbtönen (Schwarz, Weiß, Gelb, Blau und Rot) vier eigene Farbtöne angemischt.
Um die Deckkraft und das Zusammenspiel zu testen, wurden die Farben vor dem drucken großflächig auf Acrylglas und Papier aufgetragen.
Namensbedeutung:
Der Name trace-cycle setzt sich zusammen aus den Worten trace (übersetzt nachzeichnen, erkennen, nachziehen) und cycle (übersetzt Fahrrad, aber auch Kreislauf oder Zyklus).
Neben dem Klang, der dem Klang des Wortes bicycle nahekommen soll, steht der Name für die nachgezeichneten Fahrradmotive, aber auch auch für die Vielzahl an Durchläufen und Wiederholungen, die im Rahmen der Nachzeichnen-Experimente durchgeführt wurden. So wurde beispielsweise jedes Ursprungsfoto für die Animationen 255 Mal nachgezeichnet.
Siebdrucke auf Papier:
Die entstandenen Drucke auf Papier zeigen die vielfältigen Kombinationen der unterschiedlichen Motive, die durch das Nachzeichnen-Tool entstanden sind. Die gewählten Farben erzeugen Temperatur- und Helligkeitskontraste, während durch die Verwendung von Linien, Flächen und Weißräumen in unterschiedlichen Größen Quantitätskontraste entstehen.
Der Farbauftrag ist nicht vollständig deckend, so dass weitere Farben dort entstehen, wo sich Flächen überlagern und die unterliegenden Schichten durchscheinen.
Auswahl für die Ausstellung zur werkschau:
Siebdrucke auf Acrylglas- Holzrahmen 1/2:
Anders als bei den Drucken auf Papier sind die überlagerten Motive im Holzrahmen räumlich voneinander getrennt. Jedes Motiv ist auf eine eigene Acrylplatte gedruckt. Der Effekt der Überlagerung und die Zusammensetzung der individuellen Motive zu einer Grafik wird somit noch stärker. Der Schattenwurf, den die Motive aufeinander und die dahinterliegende Wand erzeugen, verstärkt die räumliche Wirkung.
Die Temperatur- und Helligkeitsunterschiede der verwendeten Farben erzeugen, wie zuvor auf Papier, starke Kontraste. Die Transluzenz der Farben ist ebenfalls sichtbar.
Details:
Siebdrucke auf Acrylglas- Holzrahmen 2/2
Der zweite Rahmen beinhaltet nur zwei Platten und damit zwei Motiven, die einen Kontrast zwischen ihren Linien und Flächen erzeugen.
Detail:
Mock-ups:
Die erzeugten Darstellungen zeigen, wie die entstandenen Drucke als Gestaltungsobjekte in unterschiedlichen Räumen wirken können.
3 Kommentare
Please login or register to leave feedbackwirklich beeindruckend - freue mich, dass du so eine tolle Entwicklung in deinen Arbeiten hast - Gratulation!
sehr cool! Konnstest du die frames automatisch erzeugen, oder hast alle von Hand neu eingestellt und gespeichert?
Ich freue mich, dass Du die Drucke so toll in die Rahmen gesetzt hast und finde das Endergebnis wunderbar ;).