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Master Thesis - Die unsichtbaren Metaphern des Alltags

Master Thesis - Die unsichtbaren Metaphern des Alltags

Intersemiotische Übersetzungsmöglichkeiten von ubiquitären Sprachbildern

Einladung Verteidigung

Wer Lust hat, ist recht herzlich zur Verteidigung meiner Masterthesis eingeladen! Ich werde euch vorstellen, welche Möglichkeiten der Übersetzung allgemein gebräuchlicher Sprachbilder ich experimentell erforscht habe und mit welchen Inhalten und Thematiken ich mich auseinandergesetzt habe, um Metaphern visuell zu kommunizieren.

DANN:

Am Donnerstag, den 28.09.2023 um 18 Uhr

DA:

Im Masterraum, Haus 9, an der Hochschule oder online via Zoom: hs-magdeburg.zoom.us/j/87392863094

Abstract

Der Gebrauch von Sprachbildern hilft Menschen in der zwischenmenschlichen Kommunikation schwierige Sachverhalte besser zu verstehen, Aussagen zu betonen, zu verdeutlichen, und abstrakte Inhalte zugänglicher zu machen. Der gezielte und bewusste Einsatz stellt hinsichtlich der Häufigkeit im Gebrauch von Metaphern einen äußerst geringen Anteil dar. Daher ist die tatsächliche Dimension über die Nutzung von Sprachbildern im Alltag und die Einflussnahme auf unser Denken und Handeln weniger Teil des allgemeinen Bewusstseins. Ziel dieser Arbeit ist den ubiquitären Umgang und den strukturellen Wert von Metaphern offenzulegen. Zudem sollen Impulse gegeben werden, die Wahrnehmung für die versteckten Metaphern im Alltag zu schärfen, um einen sensiblen Umgang mit diesem mächtigen Tool der Kommunikation zu forcieren.

Zielstellung | Forschungsfrage

Die vorliegende Arbeit soll ein Bewusstsein für die Ubiquität von Metaphern schaffen - ein Bewusstsein für die Omnipräsenz von Sprachbildern im Alltag. Es soll aufgezeigt werden, wie tief der Gebrauch von Metaphern im Alltag verankert ist und es soll aufgeräumt werden mit der allgemein verbreiteten Annahme, Metaphern seien bloße stilistische Sprachphänomene - und somit lediglich ein Randerscheinung in der Sprachkultur. Es soll deutlich werden, wie Sprachbilder unser Denken, Handeln und unsere Wahrnehmung strukturieren und einen integralen Bestandteil der Kommunikation darstellen. Mit anderen Worten soll eine Sichtbarkeit für die unsichtbaren Metaphern in unserer Umgebung geschaffen werden, d.h. für jene, die uns außerhalb unserer bewussten Wahrnehmung begleiten. Durch die Exploration verschiederner Gestaltungsansätze einer intersemiotischer Übersetzung sollen Möglichkeiten und Grenzen sichtbar werden. Durch die Übertragung von Sprachbildern in ein anderes Zeichensystem soll die Macht von Faming sichtbarer und zugänglicher werden. 

Die definierten Ziele dieser Masterarbeit können in folgender Forschungsfrage zusammenfassend ausgedrückt werden:

Welche Gestaltungsmöglichkeiten bietet die intersemiotische Übersetzung ubiquitärer Sprachbilder und mittels welcher Methode kann ubiquitäre Rolle im Alltag sichtbar gemacht, die Wahrnehmung geschärft und die Bedeutung eines sensiblen Umgangs sichtbar gemacht werden?

Relevanz der Arbeit

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ 

(Watzlawick, 1969)

stellt das erste von Paul Watzlawicks definierten Axiome dar, die die Grundsätze der Kommunikation festhalten sollen.

„Man kann nicht nicht framen“

(Wehling, 2017)

bildet in Anlehnung an Watzlawick eine Erweiterung der Kommunikationsgrundlage. „[…] denn jeder Begriff löst andere Assoziationen aus und steht für ein anderes Framing.“¹ führt die Kognitionswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling² weiter aus. 

Wenn man die Grundlage, dass keine Kommunikation ohne Framing existiert, als solche anerkennt, kann es durchaus sinnvoll sein, dominante Frames in der eigenen Kommunikation zu reflektieren. Dabei spielt die Sichtbarkeit von Metaphern eine große Rolle dabei, wie stark die eigene Sichtweise durch gezieltes Framing beeinflusst werden kann. Besonders in der Politik wird dies als Tool genutzt, um Betrachtungsweisen gezielt zu beeinflussen und Wählerstimmen für  sich zu gewinnen.³ Durch einen sensiblen Umgang und ein bewussteres Erleben von Metaphern werden manipulative Absichten besser erkennbar. Dies kann den Schutz vor Indoktrination erhöhen.

¹ „MuP: Frau Wehling, der Begriff „Framing“ ist in aller Munde. Was steckt hinter politischem Framing? Wie funktioniert es?
Wehling: Framing ist ein Fachbegriff der Kognitionsforschung und bezeichnet nichts anderes als „Rahmen setzen“. Also: Über Sprache wird im Kopf eines Rezipienten ein Frame aktiviert, der das gesammelte Weltwissen zu einer Idee beinhaltet. Das Wort „zahlen“ etwa aktiviert einen Frame der ökonomischen Transaktion. Er inkludiert Konzepte wie Kunde, Kaufen, Ware oder Serviceleistung, Verkäufer, Profit, Preise und wirtschaftlichen Wettbewerb. Es ist dieses gesammelte Weltwissen, das dem Wort ‚zahlen’ in unserem Kopf eine Bedeutung gibt. Jedes Wort aktiviert einen Frame.“ (MuP, 2017)

² Kognitionswissenschaftlerin an der University of California, Berkeley und eine weltweite Autorität auf dem Gebiet der kognitiven Verhaltensforschung

³ vgl. Wehling, 2017

Übersetzungsspektrum

Um den Gestaltungsspielraum einer intersemiotischen Übersetzung von Metaphern, also die Übertragung sprachlicher Zeichen in ein nonverbalen Zeichensystem besser erfassen zu können, wurde sich als der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit orientiert, um einen möglichst großen Bereich an Möglichkeiten zu erfahren. Konkret bedeutet dies, es wurde sich erprobt, eine olfaktorische Kodierungsmethode von Sprachbildern zu entwickeln, eine Übertragungsmethode in stoffliche Substanzen sowie verschiedene Möglichkeiten einer visuellen Übertragung.

Übertragungsmethode

Da die untersuchten Übertragungsmethoden von einem hohen Maß experimentell sind, wurde sich für die Umsetzung von Metaphern für eine visuelle Übertragungsmethode entschieden. Diese soll zu zu einem höheren Bewusstsein im Umgang mit der eigenen Sprache forcieren. Im Unteren sieht man zwei visuelle Umsetzungen der Metaphern „sich jmd. zu angeln“ und „Under Pressure“. Weitere sind ab dem 28.09 im Schauwerk zu finden.

Machtdemonstration im Dialog

Kategorie an metaphorischen Ausdrücken, die auf ein starkes Machtgefälle im Sprachgebrauch aufmerksam machen sollen

Bedeutung der Metapher: „SICH JEMANDEN ANGELN“

salopp, ugs. (nach gezielter Suche) eine Beziehung mit jemandem eingehen; auch: „sich jmd. klären“, „jmd. abschleppen“, „einen (guten) Fang machen“

Der metaphorische Ausdruck „sich jmd. angeln“ ist in der deutschen Kultur ein geläufiger Begriff. Durch das massiveMachtgefälle, das hier mitkommuniziert wird, ist dieser Ausdruck jedoch stark zu hinterfragen. Insbesondere, wenn dieser im eigenen Sprachgebrauch verankert ist und häufiger als Äußerung in einem situativen Kontext (laut)ausgesprochen wird. Abgesehen von der Wirkung, die das Framing auf andere hat, ist das wiederholte Aussprechen dazu gleichzeitig eine Reprduktion der innewohnenden Machverhältnisse, die als Teil des eigenen Selbstverständnisses abgebildet werden und sich nach und nach im Selbstbild verfestigen. Die hier dargestellte Geschlechterrollenverteilung soll vermeiden, dass diese Metapher als eine sexistische Anprangerung verstanden wird. Stattdessen soll ein verstärkter Fokus auf die Botschaft gerichtet sein: es ist der Ausdruck an sich, der hier dargestellt und kritisiert wird - unabhängig davon, aus welchem Mund er kommt.

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Klimatische Veränderungsprozesse

Die Kategorie „Klimatische Veränderungsprozesse“ soll durch einen deskriptiven Blickwinkel auf das Phänomen neue Aspekte sichtbar machen und den äußerest emotions- sowie spannungsgeladenen Diskurs mögliche Perspektiven zu erweitern. 

Die Bedeutung Metapher UNDER PRESSUREentspricht der deutschen Entsprechung „unter Druck zu stehen“.

Durch den fortschreitenden Klimawandel und den damit verbundenen Krisen steht die Menschheit sowie die Gesamtheit aller lebenden Organismen auf diesem Planeten vor enormen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Hierbei stellt sich automatisch die Frage, ob wir diesen gewachsen sind und überhaupt noch eine Chance besteht, die Dystopien möglicher Zukünfte abzuwenden oder ob wir durch unser Handeln und unseren Lebensstil in der Vergangenheit die Folgen für unseren Planeten längst zu einer unvermeidbaren Konsequenz gemacht haben. Von der tatsächlichen Wirkraft menschlicher Bemühungen abgesehen, den Dystopien mit geeigneten Mitteln entgegenzutreten, steht ein weiterer Aspekt im Zusammenhang mit der Thematik, welcher ein prägendes Merkmal der gegenwärtigen Zeit darstellt; Der anhaltende Kampf und die Angst um den blauen Planeten bedingt einen fortwährenden und spürbar zunehmenden Druck in der Gesellschaft, keine Fehler zu machen, rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zu ergreifen und die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeipunkt zu treffen, um ein Leben in der Zukunft überhaupt noch zu ermöglichen. Da Zuschreibungen wie „richtig“, „sinnvoll“ oder „notwendig“ jedoch höchst relative Aussagen sind und deren explizite Bedeutung immer gebunden an den jeweiligen Blickwinkel ist, wird es sehr schwierig, einen gesellschaftlichen Konsens über konkrete Handlungsmaßnahmen zu finden. Die Spannungen und Konflikte innerhalb des Landes sowie auf geopolitischer Ebene verstärken und verdichten sich. Auch die steigende Anzahl an Protesten und Protestbewegungen sowie auch ein verstärkter Aktivismus lässt die wachsende Unzufriedenheit und die Verzweiflung einer immer größer werdenden Anzahl von Menschen sichtbar werden. Bei dem Versuch, einen gemeinsamen Nenner für die dringend erforderlichen Veränderungen zu finden, läuft die Zeit unaufhörlich weiter. Je mehr Zeit vergeht, desto kleiner wird der Handlungsspielraum. Wie viel Zeit genau noch bleibt, kann niemand beantworten. Jedoch kann man deutlich beobachten, dass sich mit schwindendem Zeitfenster der Druck erhöht und zu wachsender Unruhe in der Gesellschaft führt. Hier knüpft die Visualisierung der Metapher „Under Pressure“ an. Diese stellt in erster Line eine deskriptive Perspektive auf die Situation dar und zieht hierfür niemanden konkret in die Verantwortung – denn wer oder was an dem Strick zieht und somit die Ursache des immer höher werdenden Drucks ist, der auf den Planeten wirkt, wird nicht dargestellt. Anstatt auf die Ursache zu blicken, ist der Fokus der Visualisierung vielmehr auf die zentrale Frage gerichtet, ob wir es schaffen, die Spannung aus dem Seil zu nehmen und so die Situation zu entspannen oder ob der Druck so hoch wird, dass dieser Planet zerplatzt.

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Projektplakat

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Literaturangabe

Wehling, Elisabeth (2017)

Re:publica 2017: Die Macht der Sprachbilder – Politisches Framing (YT-Kanal: re:publica) https://www.youtube.com/watch?v=3tuaXaXJ02g (zuletzt aufgerufen am 02.09.23)

ebd.

Wirkungsvolle politische Sprache und Framing. Ein Interview mit Dr. Elisabeth Wehling (Hg. Friedrich Ebert Stiftung)

https://www.fes.de/akademie-management-und-politik/veroeffentlichungen/mup-interviews/wirkungsvolle-politische-sprache-und-framing (zuletzt aufgerufen am 07.09.23)

ebd.

Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht (Auszug als pdf) Bonn 2017: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung

https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/politisches_framing_bpb.pdf (zuletzt aufgerufen am 08.09.23)

Ein Projekt von

Fachgruppe

Master Interaktion Design

Art des Projekts

Masterarbeit

Betreuung

foto: Prof. Dominik Schumacher foto: Dr. Sandra Maria Geschke

Zugehöriger Workspace

20 MID: 5.1 Master Colloquium

Entstehungszeitraum

WiSe 22 / 23 – SoSe 23