Incom ist die Kommunikations-Plattform der Hochschule Magdeburg-Stendal

In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre

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In der Regel...

...konnten einige Menstruierende aufgrund ihrer Periode schon mal nicht ihrer Bildung oder ihrem Beruf nachgehen. Betrifft dich das auch?

Unsere Installation visualisiert die Einschränkungen durch Menstruationsbeschwerden, indem menstruierende Personen sich aktiv an obiger Fragestellung beteiligen und anschließend die Stärke ihrer Beschwerden durch Bluttropfen-Sticker darstellen können.

🩸Theoretischer Hintergrund

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat mehrere Jahrzehnte lang durchschnittlich jeden Monat in ihrem Leben ihre Menstruation. Hochgerechnet sind das circa 450 Mal im Leben und täglich mehr als 300 Millionen menstruierende Menschen. Es fehlt an Akzeptanz, Wissen und Aufklärung. Die beiden PDF's spiegeln das aktuelle Bild der Periode.

Plan International Deutschland hat 2021 eine repräsentative Online-Umfrage zu dem Thema mit jeweils 1.000 Frauen und Männern zwischen 16 bis 45 Jahren gemacht und kam zu folgendem Ergebnis:

»Deutschland ist noch weit davon entfernt, eine vorurteilsfreie, aufgeklärte und periodenfreundliche Gesellschaft zu sein. Auch bei uns sind die monatlichen Kosten für Periodenprodukte für einen signifikanten Teil der befragten Mädchen und Frauen nicht ohne weiteres zu finanzieren. Es mangelt zudem an guter Aufklärung in Schulen und angemessen ausgestatteten Toiletten im öffentlichen Raum. Mädchen und Frauen, die an starken Menstruationsbeschwerden leiden, fehlt es oft an ärztlicher Hilfe. Zudem ist das Thema immer noch stark mit Tabus und Stigmata behaftet. Insbesondere bei Männern fehlt es an Akzeptanz und Wissen, auch wenn sich viele bemühen, ihre Partnerinnen zu unterstützen.« (Plan International Deutschland e.V., 2022)

Wir reden in unserem Projekt von Menstruierenden, da nicht nur Frauen menstruieren, sondern beispielsweise auch Transmänner, Intersexuelle, genderqueere oder nicht binäre Menschen. Plan gibt an, stellvertretend von Frauen und Mädchen zu sprechen (https://www.plan.de/magazin/artikel/aktuelles/warum-wir-von-menstruierenden-sprechen.html?sc=IDQ24100).)

Basierend auf den theoretischen Erkenntnissen haben wir überlegt, wie die Lage an unserer Hochschule ist. Wir haben nur einen Spender für kostenlose Periodenprodukte in der Mensa Toilette gesehen, welcher aber hin und wieder leer war. Außerdem ist der Unterricht nicht mehr ganz auf hybride Lehre ausgelegt. Je nach Kurs gelten unterschiedliche Anwesenheitspflichten, daher unterscheidet sich auch die Vereinbarkeit mit der Menstruation. Angenommen eine Person menstruiert regelmäßig ein mal im Monat und die Periode beginnt immer am gleichen Tag. Bei einer Vorlesungszeit von circa vier Monaten würde sie bei starken Beschwerden ungefähr vier Mal fehlen. Unserer Erfahrung nach, wird einem in unserem Institut mit viel Verständnis bei Krankheit begegnet. Möglicherweise gilt das nicht für andere Studiengänge und so könnte ein solcher Fall negative Auswirkungen auf die Studienleistung mit sich bringen.

Tschacher, A., Ulferts, C., Hofmann, K., Ferry, A., Schröder, A., Balasko, S.. 2022. Menstruation im Fokus. Erfahrungen von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit. Herausgegeben von Plan International Deutschland e. V..

Plan-3_Pager_Menstruation-A4-2022-2.pdf PDF Plan-3_Pager_Menstruation-A4-2022-2.pdf

20230411_erdbeerwoche-x-studo_menstruation-an-der-hochschule.pdf PDF 20230411_erdbeerwoche-x-studo_menstruation-an-der-hochschule.pdf

🩸Referenzen

Inspiration

Zur Zeit findet in Berlin eine Ausstellung zur Menstruation statt.

Das Projekt „HOW WE BLEED“ dokumentiert eine Sammlung von Fotografien zum Thema Menstruation.

https://www.howwebleed.org/

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Diverse Ausstellungen greifen auf Abstimmungen z. B. mit Stickern zurück. Daraus entstehen lebende Infografiken.

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O. A. (O. D.): Abstimmung Nachbarschaft https://pin.it/378kCdC6g

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Fieldwork Facility (2019): Museum Of Us http://fieldworkfacility.com/projects/museumofus

Technische Umsetzung

Hierfür haben wir uns Tutorials für die Kommunikation zwischen Arduino und Processing mittels Pushbuttons und die Funktion eines Steppermotors angeschaut.

🩸Konzeptskizzen

Konzept 1_CompDes_Lucienne&Laura.pngKonzept 1_CompDes_Lucienne&Laura.png

Konzept 2_CompDes_Lucienne&Laura.pngKonzept 2_CompDes_Lucienne&Laura.png

Konzept 3_CompDes_Lucienne&Laura.pngKonzept 3_CompDes_Lucienne&Laura.png

Am Ende haben wir uns für Konzept 3 zum Assignment Measuring Device entschieden, da dies die Menstruation im Allgemeinen mit ihren alltäglichen Einschränkungen an die Öffentlichkeit bringt und Betroffene dazu anregt, ihre Erfahrungen gemeinschaftlich zu visualisieren. Außerdem wird die Installation auf der Werkschau in der Hochschule präsentiert, wobei Inhalt und Ort im Zusammenspiel funktionieren. Es werden nur Menstruierende angesprochen, aber durch die Platzierung des Schlüpfers im Mittelpunkt wird die Aufmerksamkeit aller Menschen gesucht. Es soll verstanden werden, dass eine gewisse Zahl an Menschen nicht ihrer Bildung (oder ihrem Beruf) aufgrund von Menstruationsbeschwerden nachgehen können. Die Interpretation wird dabei offen gelassen, könnte aber im Rahmen einer größeren Installation durchaus in Weiterarbeit aufgegriffen werden. Das Ergebnis soll zur Interpretation anregen und möglicherweise im Handeln enden.

🩸Entwurfsskizzen

Entwurf 1_CompDes_Lucienne&Laura.pngEntwurf 1_CompDes_Lucienne&Laura.png

Entwurf 2_CompDes_Lucienne&Laura.pngEntwurf 2_CompDes_Lucienne&Laura.png

Entwurf 3_CompDes_Lucienne&Laura.pngEntwurf 3_CompDes_Lucienne&Laura.png

Umgesetzt haben wir Entwurf 3. Betrachtende sollen entlang einer logischen Reihenfolge die Installation betrachten/ausprobieren: Der Schlüpfer, welcher von einem Beamer mit Farbe und einer Prozentzahl beleuchtet wird, zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Der Satz darunter erklärt die Prozentzahl und Menstruierende können abstimmen, indem sie an einem der beiden Tampons ziehen, welche an einem Schnappschalter befestigt sind. Durch das Auslösen des Schalters verändert sich die Prozentzahl relativ zur Gesamtanzahl der Abstimmungen. Daraufhin erscheint ein neuer Sticker, der von der Stickerrolle abgerollt wird, welche durch einen Steppermotor angetrieben wird. Der Sticker soll an der Skala, welche sich zwischen „Ich habe gar keine Beschwerden“ und „Ich habe sehr starke Beschwerden“ bewegt und durch Wäscheklammern dargestellt wird, platziert werden. So lassen alle sichtbaren Sticker auf die Gesamtanzahl der Teilnehmenden schließen.

Das Grundgerüst der Installation ist eine Pappwand, welche Natürlichkeit verkörpert und damit das Thema unterstützt. Der Text ist ausgeplottet und aufgeklebt, da dies eine weitere Ebene erzeugt und zur Lesbarkeit beiträgt. Dazu werden ein echter Schlüpfer, eine Wäscheleine und Wäscheklammern als Metapher genutzt, da Wäsche mit Sauberkeit und Reinheit assoziiert wird, was jedoch im Widerspruch zum öffentlichen Bild der Menstruation steht.

🩸Umsetzung

Tinkercad_CompDes_Lucienne&Laura.pngTinkercad_CompDes_Lucienne&Laura.png

Schaltplan_CompDes_Lucienne&Laura.pngSchaltplan_CompDes_Lucienne&Laura.png

Für die Umsetzung haben wurden zwei Tampons an zwei Mikroschalter gebunden (Funktionsweise wie Drucktaster). Das Auslösen eines Schalters bringt den Steppermotor in Bewegung, sodass ein neuer Sticker erscheint.

Mikroschalter: https://tinyurl.com/28duhxnd

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Der Text für das Installationsobjekt wurde ausgeplottet und auf eine Pappwand geklebt.

🩸Werkschau

Werkschau Kopie.pngWerkschau Kopie.png

🩸Bilder und Video

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Hand zieht.jpgHand zieht.jpg

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🩸Erkenntnisse

Bevor wir uns mit dem Thema Menstruation auseinandergesetzt haben, wollten wir uns eigentlich dem Sharenting widmen. Dieses meint das Teilen von Inhalten über Kinder durch ihre Eltern. Wir wollten es mit dem Assignment Custom Pixel verknüpfen, da Bilder und Videos aus Pixeln bestehen und beim Teilen von Bildern und Videos die Kontrolle über diese verloren geht. Wir konnten für uns kein passendes Konzept ausarbeiten, da Sharenting ein sehr vielschichtiges Thema ist, welches vor allem mehr Erklärung und Zusatzwissen benötigt. Dadurch haben wir uns letztendlich  für das wichtige Thema der Menstruation entschieden. Wir haben alle Aufgaben zusammen bearbeitet.

Technische Erkenntnisse

Die Installation hat auf der Werkschau funktioniert. Die Tampons als Buttons stellten eine passende Wahl dar. Bei der Ausstellung wurde der Text aufgrund mangelnder Zeit nicht beleuchtet. Das war grundsätzlich kein Problem, da es trotzdem gut lesbar war. Für die Fotos und Videos haben wir die Beleuchtung nachträglich im Code eingebunden. Das Zusammenspiel aus Processing und Arduino hat gut funktioniert. Was uns vorher nicht aufgefallen ist: umso mehr Menschen mitgemacht haben, desto weniger hat sich schließlich die Prozentzahl geändert. Dadurch, dass beim Ziehen eines Tampons gleichzeitig noch ein Tropfen runterfällt, war für die Teilnehmenden trotzdem ihr Input erkenntlich. Insgesamt war der technische Teil der Umsetzung entsprechend unseren Anforderungen und passend zur Installation.

Inhaltliche Erkenntnisse

Unser Konzept hat gut funktioniert. Die Besuchenden der Ausstellung haben sowohl das Thema, als auch die Funktionsweise sofort verstanden, weshalb auch viele Menschen abgestimmt haben. Das Ergebnis war recht ausgeglichen: Die Prozentzahl hielt sich ungefähr im Bereich zwischen 60-80%. Die Sticker sind recht gleichmäßig auf der Skala verteilt. Daraus kann gelesen werden, dass nahezu jede Person mit Menstruationsbeschwerden zu kämpfen hat und ein Großteil der Personen deshalb schon in Bildung und/oder Beruf eingeschränkt waren. 

Wir haben während der Werkschau vielen Gesprächen zur Menstruation zuhören dürfen. Unsere Installation hat zum Austausch und zur Diskussion angeregt. Dazu gab es viel positives Feedback von Besuchenden bekommen, die die Relevanz des Themas bestärkt haben. 


Fachgruppe

Bachelor Industrial Design

Art des Projekts

Projekt-Tagebuch

Betreuung

foto: Prof. Dominik Schumacher foto: Wiss. MA Nils Suhr foto: Sophie Perner

Zugehöriger Workspace

BID: Intro Computational Design

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024