In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Master-Proposal
Datum 27.09.2024
Uhrzeit 9:45 Uhr
Master-Raum und online
Erstprüfer
Prof. Dominik Schumacher
Zweitprüferin
Dr. Sandra Maria Geschke
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“The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
(Brandolini, 2013)
Nach Alberto Brandolinis häufig zitierten Twitter-Post benötigt es ein Vielfaches der Arbeit, um eine Falschinformation im Internet richtigzustellen, als diese in die Weiten des Internets zu posaunen (vgl. Brandolini, 2013).
Dies trifft auf eine aktuell stärker werdende „Digitale Spaltung“ in unserer Gesellschaft. „Als digitale Spaltung werden ungleiche individuelle und gruppenspezifische Zugangschancen zu digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien verstanden.“ (Kersting, 2020)
Die Segregation vollzieht sich entlang verschiedener Linien innerhalb der Gesellschaft. Beispielsweise sind Menschen älteren Semesters gegenüber jungen Personen in der digitalisierten Welt benachteiligt. Ähnlich verhält es sich zwischen wirtschaftlich benachteiligten und wohlhabenden Personen. Unterschiedliche Zugänge zu digitalen Produkten haben auch weniger geKontext
bildete und hochgebildete Menschen. Großen Einfluss auf den Zugang zur digitalen Welt übt auch der Wohnort aus, gerade auf dem Land ist das Internet im Vergleich zur Großstadt oftmals von geringerer Qualität (vgl. Kersting, 2020).
Gleichzeitig vollzieht sich gerade eine bedeutende Entwicklung in der Altersstruktur dieses Landes. Ein Blick auf die Grafik zeigt, dass die Gesellschaft in Deutschland immer stärker altert. Gerade das Alter ist eine Bedeutende Bruchlinie der digitalen Spaltung.
Nichtsdestotrotz steht das Alter nicht stellvertretend für gänzliches digitales Desinteresse. Besonders vielschichtig stellen sich hierbei die Vertreter der Boomer-Generation dar. Als Baby-Boomer gelten im weitesten Sinne Personen, die zwischen 1946 und 1965 geboren wurden.
Entgegen dem Klischee des Technik-Opas besitzen 94% dieser Altersgruppe ein Smartphone und nutzen ausgeprägt die Online-Angebote.
Allerdings kann hierbei ein bedeutender Unterschied zwischen jungen und älteren Boomers festgestellt werden. Beispielsweise nutzen 83% der 55- bis 60-jährigen Personen den Messenger-Dienst Whatsapp, von den 71- bis 75-Jährigen nur 68%. Während 47% der Boomer Videostreaming (YouTube, Netflix) nutzen, spielt das lineare Fernsehen mit 90% Nutzern in dieser Alterskohorte die dominante Rolle (vgl. PricewaterhouseCoopers AG, 2024).
Klar wird hieraus, dass innerhalb der Baby-Boomer sehr interessierte und technisch neugierige Personen parallel zu den Desinteressierten, die eher an bewährten Medien festhalten, existieren. Damit wird ein beträchtlicher Anteil der alternden Bevölkerung immer stärker vom digitalen Leben abgekoppelt und könnte in vielen Belangen ins Hintertreffen geraten.
Gepaart mit aggressiver werdender Desinformation im Internet entsteht eine große Gruppe an Usern, die den Verlockungen der Fake-News-Flut schutzlos ausgeliefert ist (vgl. Junge Leute sind weniger anfällig für Fake News als Ältere, 2019). Dadurch entsteht eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland.
Mit dem wachsenden Einfluss des Internets in unserem alltäglichen Leben ist ein reflektierter Umgang unausweichlich. Daher sollte möglichst früh und niederschwellig mit Angeboten gegengesteuert werden. Durch diese Arbeit soll spielerisch demonstriert werden, wie aufwandsarm Fake-News produziert und verbreitet werden können. Denn nur wer sich im Klaren ist, wie unzuverlässig das Internet als Einzelquelle ist, kann mit Nachrichten kritisch umgehen. Eine kritische Entwicklung der jüngsten Zeit ist Künstliche Intelligenz. KI-generierte Texte und Bilder leisten ihren Beitrag bei Falschnachrichten, deshalb soll KI ebenfalls eine Rolle in der Anwendung erhalten.
Neben der Festlegung auf die sogenannte Boomer-Generation (Geburtsjahrgänge 1946 - 1965) besitzt diese Arbeit einen präventiven Charakter. Damit richtet sich dieses Projekt an Personen, die noch nicht in verschwörungsmythologische Gruppen abgerutscht sind. Zur Illustration dient hierbei der „Conspiracy Chart“ von Abbie Richards. Nach dieser Darstellung gibt es fünf Stufen der Intensität von Verschwörungsglauben, von keinem Glauben an Verschwörungsmythen bis zu einer panischen Angst vor einer Welt, die von übermächtigen, geheimen Eliten geführt wird (Richards, o. D.).
Eine Fokussierung auf die ersten drei Typen ist deshalb sinnvoll, da in diesen Stufen noch ein Kontakt zur Realität besteht und niederschwellige Überzeugungsangebote noch akzeptiert werden. Personen, die bereits tief in den Verschwörungssumpf abgerutscht sind, werden hierdurch nicht angesprochen. Eine Deradikalisierung kann diese Arbeit nicht leisten.
„Wie kann einer alternden Gesellschaft spielerisch Vorsicht gegenüber den Gefahren der Fake-News-Flut nahegebracht werden?“
Leitfragen
„Wie kann KI helfen, speziell einer alternden Zuschauerschaft vor den Gefahren von KI zu warnen?“
„Wie könnte man Menschen mit KI aufzeigen, wie wenig Aufwand es erfordert, böswillig Falschnachrichten im Internet zu verbreiten?“
Der Moment, als die Grundidee dieser Arbeit das erste Mal Form annahm, führte zu „Deine Wunschschlagzeile“. Durch das Zusammenlegen und Kombinieren von Worttafeln entstehen, durch die Nutzung von Text- und Bild-KI, demnach fiktive, absurde Schlagzeilen. Mit fortschreitender Zeit bewegte sich der Fokus von der klassischen Print-Zeitung hin zu Online-Nachrichten, da die Produktion von Fake News hier demokratisiert wurde.
Über verschiedene Iterationsschleifen entstand eine kleine Anzahl an Grobkonzepten.
Der Favorit:
Entsprechend dem aktuellen Projekttitel besteht das Exponat aus einem hohen Quader mit einer hellen Vorder- und einer dunklen Rückseite. Auf beiden Seiten ist jeweils parallel ein Display angebracht und an einer Stirnseite sitzt ein Pult. Auf dem Pult befinden sich ein Behälter mit Worttafeln und eine lange Aussparung zur linearen Aufnahme der Tafeln.
Im laufenden Betrieb ist geplant, dass auf beiden Displays Nachrichten in einem sich regelmäßig aktualisierenden Endlos-Feed angezeigt werden. Die Nachrichtenbeiträge bestehen dabei aus realen Nachrichten und KI-generierten Falschnachrichten. Auf der „dunklen Seite“ des Exponats wird angezeigt, ob es sich um authentische oder falsche Nachrichten handelt. Am Pult kann nun durch das Legen von kurzen Wortkombinationen eine eigene Fake-Nachricht beigetragen werden. Nach der Erstellung der Nachricht wird dieser (mit kurzer Verzögerung) in den Feed aufgenommen. So soll die eigene Rolle in diesem Zusammenhang reflektiert werden.
Mit der nun vollzogenen Entscheidung für eine Variante schließt sich nun eine übersichtliche, gezielte Recherche an.
Natürlich muss das Exponat auch gebaut werden. Neben dem physischen Aufbau wird besonders der software-seitige Teil sehr anspruchsvoll. Hierbei wurde Vorarbeit mit HTML, JavaScript und Python geleistet.
Zur Evaluation bietet sich ein User Testing des Exponats an. Neben der Beobachtung der Testpersonen sollen diese mit einem Fragebogen über ihre Erlebnisse befragt werden. Zur Ausgestaltung des Fragebogens ist partiell ein UEQ angedacht.